Öl und Gas aus Österreich?

„Ich bin schon für heimische Öl- und Gasbohrungen.“

Von der gleichen Person, die sich ein paar Sätze vorher fragt, warum wir nicht mehr gegen den Klimawandel tun.

Diese paradoxe Position begegnet mir zuletzt öfters in den Diskussionsrunden mit einem konservativeren Publikum im Zuge meiner Ausreden-Vorträge. Die Aussage kommt dabei von Leuten, die sich durchaus offen für die Problematik menschgemachter Klimawandel zeigen, aber auch völlig überzeugt scheinen von der Notwendigkeit heimischer Öl und Gasförderung.

Wenn wir beim Klima das Ruder noch irgendwie herumreißen wollen, dann geht das nur mit einem schnellstmöglichen Stopp vom Verbrennen fossiler Energieträger und einer raschen Dekarbonisierung in allen Bereichen.

Neue Ölvorkommen zu erschließen, wie es gerade in Molln/OÖ in Erwägung gezogen wird, läuft dieser Trendwende diametral entgegen. Fossile Infrastruktur, die jetzt aufgebaut wird, wird auch in den kommenden Jahrzehnten genutzt, verfestigt den Status quo, verschärft die ohnehin schon dramatische Situation.

Was passiert da also gerade bei der kollektiven Meinungsbildung?

Ein paar Erklärungen kommen mir schon in den Sinn. Das „heimische“ Öl und Gas muss doch besser sein als das importierte. Fossiles Heimatgefühl sozusagen, das den Klimaschaden überlagert.

Zum politischen Versagen in der Klimapolitik kommt dann noch die problematische Berichterstattung dazu; Wenn das Landesstudio OÖ wie zuletzt darüber berichtet, wird Klimawandel nicht mal erwähnt. Auch die Lobbyorganisationen leisten ihren Beitrag. Bestes Beispiel ist die als Klima-NGO getarnte Oecolution (finanziert von WKO und IV). Die haben in ihrer Pseudo-Studie „herausgefunden“, dass eine Mehrheit in Österreich heimische Gasproduktion befürworten würde. Pro Ö-Gasförderung wird also als Norm deklariert.

Das Fragebogendesign in dieser Pseudo-Studie ist allerdings hochgradig manipulativ: Von hohen Gaskosten ist die Rede, von Versorgungssicherheit usw. Bevor man die Teilnehmenden zu ihrer Position bezüglich heimischer Gasförderung fragt, werden sie gezielt „geprimed“, also in die „richtige“ Richtung gelenkt.

Die Pointe bei dem Ganzen: Ein australischer Konzern hält die Lizenzrechte in Molln und kann selbst bestimmen, wohin er das geförderte Öl oder Gas verkaufen würde. Auf Österreichs Versorgungs- und Preissituation hätte das wenig Einfluss. Diese Info bekommen die Teilnehmenden solcher „Studien“ freilich genau so wenig wie Infos zur Klimawirkung fossiler Brennstoffe.

Was ich mir wünsche: Dass die hier angesprochenen Teile von Politik, Medien und Interessensvertretungen ihren zukunftsfeindlichen Kurs ändern und ihre Verantwortung endlich wahrnehmen, anstatt subtil mit Heimatgefühl fossile Strukturen zu verfestigen und zu propagieren.

Quellen:  

https://www.sn.at/panorama/oesterreich/wem-gas-molln-155805682

https://ooe.orf.at/stories/3280095

https://oecolution.at/aktuelles/drei-viertel-der-osterreicher-fordern-mehr-heimische-gasquellen-fur-sichere-energieversorgung-1

Illustration: Untergangs-Hans von @Annechien Dirkje Hoeben. Manchmal geht es mir dieser Tage wie ihm.

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